
Isack Abeneko
Bevor wir uns mit den Ereignissen während der deutschen Kolonialherrschaft befassen, ist es wichtig zu wissen, was in Bagamoyo vor der Ankunft der Deutschen existierte. Bagamoyo war bereits eine blühende Siedlung, möglicherweise schon im 9. Jahrhundert, spätestens jedoch im 17. Jahrhundert. Die Wazaramo, Wakwere und Wadoe waren die ersten ethnischen Gruppen, die das Gebiet bewohnten. Sie betrieben Handel und tauschten Waren mit vorbeiziehenden Gruppen aus. Archäologische Funde in Bagamoyo, insbesondere rund um das Gelände der katholischen Gemeinde, zeigen Artefakte aus dem 13. bis 16. Jahrhundert, während die Ruinen der alten Siedlung Kaole, die im 13. Jahrhundert gegründet wurde, die historische Bedeutung der Region weiter unterstreichen. Es ist offensichtlich, dass Leben und Handel in Bagamoyo bereits vor der deutschen Kolonialisierung gut etabliert waren. Als die Deutschen kamen, versuchten sie, von den bestehenden Handelsnetzen zu profitieren und die Ressourcen der Region zu ihrem eigenen Vorteil auszubeuten.
Von 1885 bis 1919, während der deutschen Kolonialherrschaft, versuchten die Deutschen, Bagamoyo zu erobern und zu kontrollieren. Ihr Engagement in der Region umfasste Handel, die Einrichtung einer Kolonialverwaltung und militärische Kontrolle, was allesamt Widerstandsbewegungen auslöste.
Zu den wichtigsten Ereignissen während der deutschen Kolonialzeit gehören:
- Errichtung des deutschen Kolonialhauptquartiers: Bagamoyo war die erste Hauptstadt Deutsch-Ostafrikas, bevor sie nach Dar es Salaam verlegt wurde. Es wurde zum wichtigsten Verwaltungs- und Militärzentrum für die Deutschen, und die deutsche Boma, ein wichtiges Kolonialgebäude, steht noch heute in Bagamoyo.
- Handel und Sklaverei: Bagamoyo war ein wichtiges Handelszentrum für Waren wie Salz, getrockneten Fisch, Nashornhörner, Schildpatt, Leopardenfelle, Elfenbein und versklavte Menschen. Obwohl Deutschland die Sklaverei offiziell abgeschafft hatte, gab es unter der Kolonialherrschaft weiterhin Zwangsarbeit.
- Abushiri-Widerstand (1888–1889): Unter der Führung von Abushiri ibn Salim al-Harthi kämpfte diese bedeutende Widerstandsbewegung gegen die deutsche Kontrolle des Küstenhandels. Die Kämpfe wurden brutal niedergeschlagen, und Abushiri 1889 hingerichtet.
- Missionarische Aktivitäten: Bagamoyo wurde zu einem zentralen Ort für christliche Missionsarbeit, insbesondere durch die katholischen Holy Ghost Fathers, die Schulen, Kirchen und Siedlungen für befreite Sklav*innen gründeten.
- Militärischer Außenposten: Während des Maji-Maji-Widerstands (1905–1907), einem bedeutenden antikolonialen Aufstand im Süden Tansanias, nutzten die Deutschen Bagamoyo als Militärstützpunkt.
Die Kolonialgeschichte Bagamoyos hat die kulturelle und historische Bedeutung der Stadt nachhaltig geprägt. Heute ist sie ein wichtiges Kulturerbe Tansanias.
Es gibt noch viele koloniale Spuren wie die Ruinen von Kaole, einst ein wichtiges Handelszentrum. Die deutsche Boma, das alte Fort, der Galgenplatz und sein Denkmal für Widerstandskämpfer*innen, das sich heute auf dem Gelände des Empire Bay Beach Restaurants befindet, sowie der deutsche Friedhof mit den Gräbern deutscher Soldaten (am Strand des Indischen Ozeans) zeugen von der kolonialen Vergangenheit. Die Salzproduktion in Nunge, das Gelände der katholischen Gemeinde im Norden von Bagamoyo, das alte arabische Teehaus neben dem Boma, das alte Postamt, das Salim Bin Saada Haus, die deutsche Apotheke, die Ijuma-Moschee, das Bagamoyo-Krankenhaus, der Fischmarkt, der alte Markt und das Caravan Serai – um nur einige zu nennen – sind weitere interessante Orte, die einen Besuch wert sind.
Weiterführende Informationen
- Freundeskreis Bagamoyo e. V.: www.bagamoyo.com
- Lucian, Charles (2010): Conservation and Maintenance of the Old Boma Building in Bagamoyo




