
Gabriel Mzei Orio
Das Dorf Old Moshi im Norden Tansanias liegt am Fuße des höchsten Berges Afrikas: dem Kilimanjaro. Zehn Kilometer nördlich der heutigen oder neuen Stadt Moshi wurde die Altstadt von Moshi Anfang der 1890er Jahre von den Deutschen gegründet. Die Geschichte der Vergangenheit ist geprägt von vielen Besucher*innen in der Region – Missionar*innen, Händler*innen, Entdecker*innen, Kolonialist*innen und vielen anderen, die das Gebiet durchquerten und von den Regierungsoberhäupten in verschiedenen Gebieten willkommen geheißen wurden. Sie ist aber auch bis heute ein Teil der großen vergessenen Geschichte. Diese Gegend in der ländlichen Region Moshi hat eine Kultur hervorgebracht, die über 200 Jahre zurückreicht. Von der kolonialen Vergangenheit zeugen noch einige Sehenswürdigkeiten.
Ein historischer Tag war der 2. März 1900, als der berühmte Chagga-Chief Mangi Meli zusammen mit anderen Chiefs und ihren Helfer*innen aus anderen Stammesgebieten in Moshi und der Region Meru an einem Mgunga-Baum gehängt wurde. Meli, Sohn von Chief Rindi Mandara, und andere, die die Ankunft der Deutschen begrüßten, leisteten Widerstand gegen die Invasion der Deutschen in ihren Gebieten, was zu ihrer Verhaftung und Hinrichtung führte. Heute steht am Fuße des Mgunga-Hinrichtungsbaums ein Denkmal mit einer Statue von Meli und den Namen der anderen Gehängten.
Der ikonische Baum befindet sich direkt gegenüber dem ehemaligen deutschen Gerichtsgebäude, das heute ein kleines Museum ist. „Mangi Meli Remains“ ist eine Zusammenarbeit von Flinn Works und Berlin Postkolonial aus Deutschland und Old Moshi Cultural Tourism Enterprise. Die Ausstellung mit Fotografien und Animationsfilmen ist ein Ort der Erinnerung für Einheimische und Besucher*innen und dient heute als Bildungsstätte für Kolonialgeschichte für Institutionen, Schulen, Universitäten und als Touristenattraktion sowie als Zeugnis der deutschen Vergangenheit.
Der Baum ist ein einladendes Wahrzeichen für Besucher*innen, die über die Straße anreisen, und zugleich Ausgangspunkt für die Erkundung des historischen Dorfes. Im Herzen des Dorfes Tsudunyi, wo Old Moshi Cultural Tourism geführte Wanderungen anbietet, liegen die beeindruckenden Ruinen der deutschen Militärbasis, einer Kapelle und eines Friedhofs für Soldaten, die 1892 im Kampf gegen Chief Meli ihr Leben verloren haben. Die Deutschen verloren den Kampf und beschlossen, nach einem Jahr zurückzukehren, um Rache zu nehmen, diesmal mit moderneren Waffen, was dazu führte, dass die Einheimischen die Schlacht verloren und viele Menschen ums Leben kamen, darunter auch durch Erhängen.
Tourist*innen, die Old Moshi besuchen, haben die Möglichkeit, etwas über diese Vergangenheit und dieses Erbe zu erfahren, das den meisten von ihnen unbekannt ist und von dem sie noch nie gehört haben. So erhalten sie die Chance, etwas über diese gemeinsame Geschichte Tansanias und Deutschlands zu lernen.
Weiterführende Informationen
- Exhibition: MAREJESHO: The Call for Restitution from the Peoples of Kilimanjaro and Meru, online: www.tieranatomisches-theater.de/project/ausstellung-marejesho_2023_de
- Film: Das Leere Grab / Kaburi la Wazi / Empty Grave (Deutschland/Tansania 2024)
- Film: Mangi Meli Remains (2018), online: www.flinnworks.de/mangi-meli-remains
- Film: Kilichobaki: Was bleibt (2023): Bagamoyo Film Collective (bafico), online: www.goethe.de/ins/ts/en/kul/bfc.html




