
Rose Kangu
Die deutschen Kolonialherren veränderten die gewohnten Herrschaftssysteme der Afrikaner*innen in Tanganyika. Die deutsche Herrschaft war tyrannisch und ausbeuterisch und achtete die Menschenwürde nicht. Als die Deutschen Ostafrika kolonisierten, legten sie große Plantagen mit Nutzpflanzen wie Hanf und Baumwolle an. Sie führten die breite Verwendung von Geld ein, denn die Einheimischen waren es gewohnt, Tauschhandel zu betreiben. Die Kolonisator*innen führten außerdem verschiedene Steuern ein, darunter Kopf- und Haussteuer. Die Ostafrikaner*innen wurden ihres fruchtbaren Landes beraubt und zum Anbau von Nutzpflanzen gezwungen. Sie mussten hart arbeiten und erhielten sehr niedrige Löhne.
Wangoni
Die Wangoni stammen aus Südafrika und mussten dort aufgrund verschiedener Faktoren wie Bürgerkrieg, schwerer Hungersnot und Landknappheit fliehen. Sie suchten in verschiedenen Gebieten Schutz, um dauerhaft eine Heimat zu finden. Die Wangoni haben sich in vielen Ländern Afrikas niedergelassen, darunter Tansania, Sambia, Malawi und andere afrikanische Länder. Sie leben nun in Südtansania in der Region Ruvuma, insbesondere in der Region Songea.
Nduna Songea Luafu Mbano
Nduna Songea Luafu Mbano war einer der zwölf Chiefs des Oberhaupt der Wangoni, Mputa Bin Gwazerapasi Gama und sein Stellvertreter. Die Stadt Songea ist nach ihm benannt. Er war ein starker und mutiger Kommandeur und besaß eine traditionelle Armee. Dieser Anführer führte während des Maji Maji Kriegs den Widerstand gegen die Deutschen an, wurde jedoch später von ihnen gefangen genommen. Bevor sie ihn hingen, wollten sie ihn als Marionette benutzen, um die Geheimnisse seiner afrikanischen Mitbürger*innen zu verraten. Doch Songea Mbano weigerte sich, und so nahmen die Deutschen ihn fest und brachten ihn zum Töten. Während des Hängens riss sein Seil dreimal, woraufhin sie ihn erschießen ließen. Später begruben sie ihn, gruben nach einigen Tagen sein Grab aus, schnitten ihm den Kopf ab und transportierten ihn nach Deutschland, wo er sich vermutlich bis heute befindet.

Maji-Maji-Krieg
Aufgrund von Gewalt, Landraub und ausbeuterischer Politik rebellierten die Einheimischen gegen die Fremdherrschaft. Im Sommer 1905 zerstörten Ostafrikaner*innen in Protesten deutsche Baumwollfelder und zerstörten, plünderten und brannten deutsche Häuser nieder. Verwaltungsangestellte wurden vertrieben und Militäreinrichtungen angegriffen. Der Aufstand entwickelte sich zu einer großen Widerstandsbewegung. Der Maji-Maji-Krieg dauerte von 1905 bis 1907. Menschen unterschiedlicher Religionen, Sprachen und Kulturen schlossen sich zusammen. Mehr als zwanzig Volksgruppen aus den Regionen Daressalam, Ruvuma, Pwani, Iringa, Mbeya, Lindi, Mtwara, Njombe, Iringa, Morogoro und Songwe beteiligten sich am Krieg gegen die Fremdherrschaft. Alle Regionen waren durch die Majimaji-Medizin vereint, die von einem einheimischen Heiler namens Kinjekitile Ngwale 1904 entwickelt wurde. Damit die Medizin wirksam sein konnte, waren verschiedene Bedingungen zu beachten, darunter: Kein Verzehr von Maniok-Ugali, kein Sex während der Einnahme der Medizin, Kämpfe im offenen Feld, um den Feind zu besiegen.
Anfangs waren die ostafrikanischen Kämpfer*innen besser ausgerüstet und durch das Maji-Versprechen und die Zusammenarbeit motiviert, sodass sie rasche Erfolge erzielten. Sie brachten fast die Hälfte des Kolonialgebiets unter ihre Kontrolle. Die Deutschen wurden überrascht, unterschätzen die Angriffe und verfügten zunächst nicht über ausreichende militärische Ressourcen. Mit moderneren Waffen und der Verstärkung der deutschen Schutztruppe gerieten die Widerstandskämpfer*innen jedoch zunehmend in Verlegenheit. Sie gingen daher zu Guerillataktiken und Überraschungsangriffen über. Die Deutschen reagierten mit einer Politik der verbrannten Erde. Sie zerstörten Brunnen, Bauernhöfe, Ernten, Vieh und Häuser im Süden Tansanias. Die Einheimischen wurden ihrer Lebensgrundlage beraubt und verhungerten. Historiker*innen schätzen, dass insgesamt zwischen 180.000 und 300.000 Menschen getötet wurden.
Die Überreste des Kolonialismus sind in den Herzen und Köpfen der Tansanier*innen lebendig, die noch immer nicht vergessen haben, was die Deutschen ihren Vorfahren angetan haben. Aber auch die Präsenz afrikanischer Überreste in Deutschland trägt dazu bei, dass sie nicht vergessen können, was die Deutschen ihnen angetan haben.
Weiterführende Informationen
- Becker, Felicitas & Beez, Jigal (2005): Der Maji-Maji-Krieg in Deutsch-Ostafrika 1905-1907. Berlin: Ch. Links Verlag.
- Ebner, Fr Elzear (1987): The History of Wangoni, Peramiho: Benedictine Publications Ndanda
- Film: Das Leere Grab / Kaburi la Wazi / Empty Grave (Deutschland/Tansania 2024)
- Giblin, James und Monson, Jamie (2010): Maji Maji – Lifting the Fog of War, Leiden: Brill
- Gwassa, Gilbert Clement Kamana, (1973/2005): The Outbreak and Development of the Maji Maji War 1905–1907, Köln: Rüdiger Koppe Verlag
- LeGall, Yann & Mboro, Mnyaka Sururu (2021): Remembering the Dismembered. African Human Remains and Memory Cultures in and after Repatriation: Songea Mbano: www.rememberinghumanremains.wordpress.com/songea-mbano/
- Riel, Art van (2023): Der verschwiegene Völkermord. Deutsche Kolonialverbrechen in Ostafrika, Köln: Papy Rossa Verlag
