Decolonial Travel Guide Tanzania

SÜDLICHES HOCHLAND

Constanze Menard

Im südlichen Hochland Tansanias gibt es einige historisch wertvolle Orte mit Bezug zur deutschen Kolonialgeschichte, die aber häufig leider nicht erhalten und dokumentiert werden. Auch an Museen, Forschung und Aufarbeitung fehlt es in dieser Gegend (noch).

Kimani Wasserfälle

Im Naturschutzgebiet Mpanga-Kipengere gibt es unter anderem den großen Kimani Wasserfall, der mit der Biografie Chief Mkwawas verbunden ist. Chief Mkwawa hielt in dem heute geschützten Gebiet geheime Versammlungen seines Militärs ab und versteckte sich zeitweise an den direkt am Wasserfall liegenden Höhlen. Das alles ist heute zugänglich und wird durch die Ranger gut geführt, erzählt und erklärt.

Kidugala

Das Dorf Kidugala gehört zu den älteren deutschen Missionsstationen und liegt einsam und schön im Vorgebirge der Livingston Mountains. Alle Gebäude (Kirche, alte Schule, Pfarrhaus) sind erhalten. Während des zweiten Weltkrieges wurden in dem Dorf polnische Flüchtlinge angesiedelt (Sikorski-Majski Pakt), worüber es eine kleine Dauerausstellung auf dem Kirchengelände gibt. Im Archiv der aktiven Bibelschule wird die Missions- und Kolonialgeschichte aufgearbeitet.

Rungwe Archive and Museum Centre (c) Moravian Church in Tanzania

Utengule (Njombe)

In dem Dorf gibt es ein historisches Monument, das an den Krieg zwischen den Wabena und den Deutschen erinnert.

Tukuyu

Die Stadt wurde 1900  von der deutschen Kolonialmacht als „Neu-Langenburg“ auf einem Hügel gegründet. Das originale Fort Langenburg (heute Lumbila) war von der steigenden Wasserkante des Lake Nyassa zerstört und unbewohnbar geworden. Der neue Ort gab der gesamten Region „Langenburg“ seinen Namen und war ein wichtiges regionalpolitisches Zentrum.

German Fort in Tukuyu (c) Kathleen Bomani

Kisiba

Einige Kilometer von Tukuyu entfernt gibt es den Kratersee Kisiba, an dem es noch, teils genutzte, teils ruinierte Gebäude einer deutschen Boma gibt. In dem kleinen, aber sehr tiefen See selbst kann man gefahrlos schwimmen. Die Legende besagt, dass das deutschen Militär nach Ausbruch des Krieges aus der Gegend abzogen/flohen und alles, was nicht tragbar und nicht den Briten in die Hände fallen sollte, in den See warfen und versenkten. Bis in die 80er Jahre sollen wohl Kupfermünzen aufgesammelt worden sein.

Musomba

Ebenfalls in Tukuyu gibt es den Hauptsitz der Herrnhuter Brüdergemeinde und der KMKT für die Region Rungwe und den Süden Tansanias. Seit 1991 gibt es das Archiv- und Museumsprojekt, das die Geschichte der Herrnhuter Mission, des südlichen Hochlands und der regionalen Bevölkerung sammelt um dokumentarisches und fotografisches Material zu bewahren.

Liuli (Ruvuma)

Ist ein Ort am Lake Malawi, der von der deutschen Kolonialmacht Sphinxhafen genannt und als (Ausgangs-)Hafen für die weitere Kolonialisierung des südlichen Hochlandes genutzt wurde. Der Landweg war wegen der Widerstandskämpfe der Wahehe nicht passierbar. Der Name „Sphinx“ wird auf die sieben geheimnisvollen, im Wasser gelegenen Felsformationen zurückgeführt. „Sphinxhafen“ ist als Ort der allerersten Aktion der Kriegsmarine im ersten Weltkrieg in die Geschichte eingegangen.