
Jimson Sanga
Mit einem dekolonialen Reiseführer für Iringa möchte ich auf die historischen Stätten Tansanias aufmerksam machen und dabei den Widerstand der Bevölkerung gegen die Kolonialherrschaft hervorheben. Dieser Artikel beleuchtet wichtige Orte, die den Kampf um die Befreiung symbolisieren, insbesondere die heldenhaften Anstrengungen der Wahehe unter der Führung von Chief Mkwawa. Von der selbstaufopfernden Auflehnung von Sengimba in Kikongoma über die legendäre Schlacht von Lugalo bis hin zu den tragischen Hinrichtungen in Kitanzini erzählt jeder Ort eine fesselnde Geschichte von Tapferkeit, Widerstand und der fortwährenden Erinnerung an die koloniale Vergangenheit Tansanias.
Kikongoma: Die Brücke Gottes – Eine historische Stätte zu Ehren einer Hehe-Frau
Während der Herrschaft von Chief Munyigumba, dem Vater von Chief Mkwawa, gab es einen beeindruckenden Krieger namens Mwambambe, den Chief Munyigumba in sein Königreich geholt hatte. Mwambambe stammte jedoch ursprünglich nicht aus dem Volk der Hehe, was es ihm schwer machte, als Herrscher voll akzeptiert zu werden. Als Munyigumba starb, versuchte Mwambambe, mit Gewalt die Macht über das Hehe-Königreich an sich zu reißen. Zu dieser Zeit war Sengimba, die Mutter von Chief Mkwawa, für die Durchführung des heiligen Rituals zur Ernennung eines neuen Hehe- Chiefs verantwortlich. Mwambambe, der seinen Machtanspruch legitimieren wollte, forderte von Sengimba, ihm die für sein Regierungsamt erforderliche heilige Medizin zu geben. Sengimba antwortete ihm, dass die spezielle Medizin nur in Kikongoma zu finden sei, einem einzigartigen Ort, der durch kunstvoll angeordnete Felsen gekennzeichnet ist, unter denen ein kleiner Arm des Ruaha-Flusses fließt. Mwambambe vertraute ihr und erlaubte Sengimba, allein nach Kikongoma zu gehen, um die Medizin zu holen. Als sie jedoch an diesem Ort ankam, traf Sengimba eine mutige und selbstlose Entscheidung: Anstatt ihre Gemeinschaft zu verraten und die Macht an einen fremden Krieger zu übergeben, stürzte sie sich in eine tiefe, mit Wasser gefüllte Felsspalte und opferte lieber ihr eigenes Leben, als ihre Heimat einem Eindringling zu überlassen. Durch ihre heldenhafte Selbstaufopferung stellte Sengimba sicher, dass das Königreich der Hehe frei von der Herrschaft eines Außenstehenden blieb.

Der Ort erinnert noch heute an die Tapferkeit der Hehe und die entscheidende Rolle, die Frauen in ihrem Kampf gegen die Unterdrückung spielten. Kikongoma zeigt den unerschütterlichen Widerstand der Hehe gegen jede Form von Kolonialherrschaft oder Fremdherrschaft.
Das Schlachtfeld von Lugalo: Ein symbolträchtiger Ort der Dekolonialisierung
Das Schlachtfeld von Lugalo ist der Ort, an dem die Wahehe unter der starken Führung von Chief Mkwawa Ende 1891 einen erbitterten Kampf gegen die Deutschen führte. Die deutschen Truppen marschierten unter dem Kommando von Emil von Zelewsky mit mehr als 300 Soldaten in das Gebiet der Hehe ein, um es zu erobern und zu unterwerfen. Obwohl sie über schlechtere Waffen verfügten, setzten Mkwawa und seine Armee fortschrittliche Kriegstaktiken ein, von denen sie einige von den Wangoni übernommen hatten. Mit diesen Strategien gelang es ihnen, die deutschen Truppen zu besiegen. Diese Schlacht brachte Chief Mkwawa und seiner Armee internationale Anerkennung für ihre Tapferkeit ein und festigte den Ruf des Hehe-Reiches als eine der mächtigsten Widerstandskräfte Afrikas.

Heute ist das Schlachtfeld von Lugalo eine historische Stätte, die als Denkmal für den Befreiungskampf Tansanias und den allgemeinen Widerstand Afrikas gegen die Kolonialherrschaft dient. In den frühen 1900er Jahren errichteten die Deutschen auf dem Schlachtfeld ein Denkmal, um an diesen Ort zu erinnern und den heftigen Widerstand anzuerkennen, auf den sie von Chief Mkwawa und seinen Truppen gestoßen waren.
Kitanzini: Ein Ort deutscher Kolonialgewalt gegen die Wahehe
Kitanzini ist eine historische Stätte in Iringa, die als düstere Erinnerung an die Morde der deutschen Kolonialmächte an den Hehe steht. Um Opposition und Widerstand zu unterdrücken, griffen die Deutschen zu brutalen Methoden, darunter öffentliche Hinrichtungen. Kitanzini, dessen Name vom Swahili-Wort „kitanzi“ stammt, was „Schlinge“ bedeutet, wurde als Hinrichtungsstätte genutzt. Viele der dort hingerichteten Menschen waren Krieger*innen, politische Führer und einfache Zivilist*innen, denen vorgeworfen wurde, die Widerstandsbewegung von Chief Mkwawa unterstützt zu haben. Die Hinrichtungen wurden oft vor den Augen der Öffentlichkeit durchgeführt, um anderen eine Warnung zu sein und die Macht und Dominanz der Kolonialverwaltung zu untermauern. Eine der am besten dokumentierten Hinrichtungen in Kitanzini war die von Mpangile Wangimbo, dem jüngeren Bruder von Chief Mkwawa. Im Jahr 1896, nach Jahren des Kampfes gegen die deutschen Truppen, geriet der Widerstand von Chief Mkwawa zunehmend unter Druck. In ihrem Bestreben, die Führung der Hehe zu schwächen, versuchten die Deutschen, lokale Führer*innen zu Marionetten zu machen, die den kolonialen Interessen dienten. Mpangile Wangimbo weigerte sich jedoch, zu kooperieren, und lehnte die Forderung, seinen Bruder zu verraten, ab. Für seinen Widerstand verurteilten ihn die Deutschen in Kitanzini zum Tod durch Erhängen. Mpangiles Tod hielt die Hehe jedoch nicht davon ab, ihren Kampf fortzusetzen.


Heute ist Kitanzini ein Ort der Trauer und des Gedenkens. Der Ort ist jedoch nicht nur ein Ort der Tragödie, sondern auch ein Ort der Erinnerung und der Widerstandskraft. Er steht symbolisch für den unerschütterlichen Widerstand der Wahehe gegen die Fremdherrschaft und für die Opfer, die ihre Vorfahren im Kampf um die Autonomie gebracht haben.
Kalenga: Eine historische Festung von Iringa während der deutschen Kolonialherrschaft
Kalenga ist einer der historisch bedeutendsten Orte in Iringa und trägt das Erbe des Widerstands der Region gegen die deutsche Kolonialherrschaft in sich. Nachdem Chief Mkwawa 1891 die Deutschen in der Schlacht von Lugalo besiegt hatte, beschloss er, in Kalenga eine massive Festung zu errichten, um sowohl sein Reich als auch seinen Königspalast vor zukünftigen Invasionen zu schützen. Diese Festung diente als entscheidende Verteidigungsanlage gegen die Deutschen und andere äußere Bedrohungen. Die Festung Kalenga wurde von erfahrenen Krieger*innen streng bewacht, um sicherzustellen, dass kein Feind ihre Verteidigungsanlagen leicht durchbrechen konnte. Sie war strategisch konzipiert und fachmännisch gebaut, wodurch Kalenga und der Palast von Chief Mkwawa zu einem gut geschützten Machtzentrum wurden. Im Jahr 1894 starteten jedoch deutsche Truppen unter der Führung von Tom von Prince einen Angriff auf Kalenga und zerstörten die Festung mit schwerer Artillerie und Kanonen.

Trotz des verheerenden Angriffs gelang es Chief Mkwawa dank seines Mutes und seiner Widerstandsfähigkeit zu fliehen und in Mlambalasi Zuflucht zu suchen. Bis heute ist Kalenga ein Symbol der afrikanischen Befreiung, insbesondere für die Wahehe. Es war nicht nur eine militärische Festung, sondern auch ein Zentrum für strategische Kriegsplanung, Regierungsführung und den Kampf gegen die deutsche Kolonialherrschaft.
Mlambalasi: Die letzte Ruhestätte von Chief Mkwawa
Mlambalasi ist bis heute eine historische Stätte, die den Mut und Widerstand von Chief Mkwawa in seinem Kampf gegen die Kolonialherrschaft verkörpert, insbesondere während der deutschen Besetzung von Iringa. Nachdem die Deutschen 1894 unter Tom von Prince nach Iringa zurückgekehrt waren, starteten sie eine Kampagne gegen Chief Mkwawa und zerstörten erfolgreich seine Festung in Kalenga. Mkwawa gelang jedoch die Flucht und er suchte Zuflucht in den Höhlen von Mlambalasi. Vier Jahre lang führte er aus seinem Versteck heraus einen Guerillakrieg gegen die deutschen Truppen. 1898 entdeckten die Deutschen seinen Aufenthaltsort in den Höhlen von Mlambalasi. Mit bemerkenswertem Mut und Entschlossenheit entschied sich Mkwawa, sich nicht lebend von den Kolonialtruppen gefangen nehmen zu lassen. Stattdessen nahm er sich mit seiner Schusswaffe das Leben. Bis heute ist Mlambalasi ein bedeutender historischer Ort, der für den heldenhaften Widerstand von Chief Mkwawa gegen die Kolonialherrschaft steht. Sein Leichnam wurde in Mlambalasi beigesetzt, während sein Schädel mitgenommen und später im Mkwawa-Museum in Kalenga aufbewahrt wurde.



